Nierensteine (Nephrolithiasis)


Kristalline Ablagerungen in den Nierengängen, im Nierenbecken und in den ableitenden Harnwegen werden als Nierensteine bzw. Nephroliten bezeichnet. Der medizinische Fachausdruck für diese Erkrankung lautet Nephrolithiasis. Nierensteine treten bei etwa fünf Prozent der deutschen Bevölkerung – meist zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr – auf, wobei Männer etwa doppelt so häufig betroffen sind als Frauen. Zu den typischen Symptomen, die auftreten, wenn Nierensteine über den Harnleiter abgehen oder sich dort verklemmen, gehören krampfartige Schmerzen im Rücken und seitlichen Unterbauch sowie Übelkeit und Erbrechen.

Definition: Was sind Nierensteine?

Nierensteine – auch Nephroliten (griechisch: nephrós = Niere und líthos = Stein) genannt – sind kristalline Ablagerungen in den Nierengängen, im Nierenbecken sowie im Harnleiter und der Harnblase, die sich aus Bestandteilen des Urins bilden. Sie entstehen, wenn bestimmte Substanzen, die die Niere mit dem Urin ausscheidet und die normalerweise im gelösten Zustand vorliegen, in zu hoher Konzentration vorhanden sind. Aus diesen Substanzen bilden sich dann zunächst kleine Kristalle, die im Laufe der Zeit zu Nierensteinen anwachsen können. Nierensteine können in ihrer Größe stark variieren. So haben einige Nierensteine nur einen Durchmesser von wenigen Millimetern (Reiskorngröße), während andere mehrere Zentimeter groß werden können.

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Von Monster4711Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22096282

Welche Arten von Nierensteinen gibt es?

Je nach chemischer Zusammensetzung unterscheiden Mediziner verschiedene Arten von Nierensteinen. Die meisten Nierensteine bestehen aus Kalziumsalzen. So handelt es sich bei etwa 70 bis 80 Prozent der Nephroliten um sogenannte Calciumsteine. Nierensteine können aber auch aus den Bestandteilen Harnsäure, Magnesium-Ammonium-Phosphat, Zystin oder Xanthin zusammengesetzt sein. Sie werden dann als Harnsäuresteine (ca. 10 bis 15 Prozent), Struvit-Steine (ca. 5 bis 10 Prozent), Cystinsteine (ca. 1 Prozent) bzw. Xanthin-Steine (ca. 1 Prozent) bezeichnet. Je nach Form der Nierensteine lassen sich zudem Korallensteine, Hirschgeweihsteine, Ventilsteine und Ausgusssteine unterscheiden.

Wie häufig kommt die Nephrolithiasis vor?

Nierensteine kommen mit relativ großer Häufigkeit vor. So leiden in Deutschland etwa fünf Prozent der Erwachsenen unter einer Nephrolithiasis. Männer sind dabei etwa doppelt so häufig betroffen als Frauen. In den meisten Fällen tritt die Nephrolithiasis im Alter zwischen 30 und 60 Jahren auf.

Was sind die Ursachen für Nierensteine?

Für die Entstehung von Nierensteinen sind viele verschiedene ursächliche Faktoren verantwortlich. Hierzu gehören insbesondere

  • eine erbliche Veranlagung,
  • organische Probleme,
  • Ungleichgewichte in der Zusammensetzung des Urins,
  • eine falsche Ernährung,
  • eine zu geringe Trinkmenge,
  • starkes Schwitzen,
  • Bewegungsmangel,
  • bestimmte Medikamente,
  • eine rapide Gewichtsreduktion,
  • Stoffwechselerkrankungen
  • und Harnwegserkrankungen.

So wird die Entstehung von Nierensteinen beispielsweise durch Nahrungsmittel, die dem Körper Wasser entziehen und den Harn mit Salzen übersättigen, sowie durch Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium und Vitamin D begünstigt. Harnwegs- oder Stoffwechselerkrankungen, die eine Nephrolithiasis verursachen können, sind unter anderem Störungen des Harnabflusses, Nierenentzündungen oder Harnwegsentzündungen sowie Fehlbildungen in den Nieren oder ableitenden Harnwegen.

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Welche Symptome treten bei einer Nephrolithiasis auf?

Ob und welche Symptome Nierensteine verursachen, hängt von ihrer Größe und Lage ab. Solange die Nierensteine kleiner als zwei Millimeter sind, treten in der Regel keine Beschwerden auf. Sie werden dann meist unbemerkt oder lediglich mit einem kleinen stechenden Schmerz beim Wasserlassen mit dem Urin ausgeschieden. Sind die Nierensteine jedoch größer als zwei Millimeter und gelangen sie in den Harnleiter, können sie eine sogenannte Nierenkolik verursachen.

Dabei handelt es sich um den akuten Abgang eines Nierensteins, der meist mit krampfartigen Schmerzen im Rücken und/oder im seitlichen Unterbauch, die bis in die Leisten und den Genitalbereich ausstrahlen können, sowie Übelkeit und Erbrechen einhergeht. Bleiben die Nierensteine im Harnleiter stecken, können sie zudem einen Harnstau zur Folge haben. Weitere mögliche Symptome einer Nierenkolik sind Blut im Urin, ein vermehrter Harndrang und Beschwerden beim Wasserlassen.

Zu den möglichen Folgeerkrankungen und Komplikationen, die durch eine Nephrolithiasis auftreten können, gehören unter anderem die Nierenbeckenentzündung, ein reflektorischer Darmverschluss, Harnwegsinfektionen und im schlimmsten Fall Nierenversagen.

Wie werden Nierensteine diagnostiziert?

Die Diagnose der Nephrolithiasis erfolgt in der Regel durch ein Anamnesegespräch, eine körperliche Untersuchung, eine Urinuntersuchung, eine Blutuntersuchung sowie bildgebende Verfahren wie die Ultraschall- und Röntgenuntersuchung der ableitenden Harnwege.

Im Rahmen des Anamnesegesprächs befragt der Arzt den Betroffenen zu seiner Krankengeschichte, Ernährungsgewohnheiten und eingenommenen Medikamenten. Berichtet der Patient hierbei von früheren Nierensteinen oder Nierensteinleiden in seiner Familie kann dies bereits ein Hinweis sein. Bei der körperlichen Untersuchung klopft der Arzt die Flanke ab, um zu sehen, ob dies Schmerzen verursacht.

Mithilfe der Urinuntersuchung kann festgestellt werden, ob sich Blut im Harn befindet oder eine erhöhte Konzentration weißer Blutkörperchen im Urin vorliegt. Bei der Blutuntersuchung wird der Gehalt an Harnsäure, Kalzium, Kreatinin und Phosphat im Blut überprüft, was Aufschluss über die Nierenfunktion geben kann.

Urinuntersuchung zur Diagnose von Nierensteinen
Urinprobe im Labor mit Urinteststreifen © Gerhard Seybert / Fotolia

Um eine Nephrolithiasis eindeutig diagnostizieren zu können, sind bildgebende Verfahren notwendig. Hierzu gehören insbesondere Ultraschalluntersuchungen des Urogenitaltraktes in Kombination mit kontrastmittelgestützten Röntgenuntersuchungen der ableitenden Harnwege (Ausscheidungsurographie und retrograde Urographie). Dabei kann der Arzt die Größe, Anzahl und Lage der Nierensteine feststellen.

Wie wird eine Nephrolithiasis behandelt?

Nierensteine, insbesondere wenn Sie kleiner als zwei Millimeter sind, bedürfen oft keiner Behandlung, da sie in den meisten Fällen von alleine mit dem Urin ausgeschieden werden. Zur Unterstützung eines solchen spontanen Abgangs von Nierensteinen sollte der Betroffene viel trinken, sich viel bewegen (z.B. hüpfen) und gegebenenfalls krampflösende Medikamente nehmen.

Gehen die Nierensteine nicht von alleine ab, so stehen mit der medikamentösen Therapie, der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (EWSL), der perkutanen Nephrolitholapaxie (PCNL) und der operativen Steinextraktion verschiedene Behandlungsmethoden zur Entfernung von Nierensteinen zur Verfügung:

  • Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, die Nierensteine im Rahmen der sogenannten Litholyse durch Medikamente zur Entsäuerung des Urins aufzulösen.
  • Bei der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) werden die Nierensteine von außen unter Röntgen- oder Ultraschallkontrolle mit Stoßwellen zertrümmert, und zwar mit elektrohydraulischen, elektrischen oder elektromagnetischen Systemen. Die dabei erzeugten Bruchteile der Nierensteine werden dann in der Regel in den folgenden Monaten von alleine mit dem Urin ausgeschieden. Diese Form der Behandlung kommt am häufigsten zum Einsatz und führt in etwa 90 Prozent der Fälle zum Erfolg.
  • Bei der perkutanen Nephrolitholapaxie (PCNL) wird die Niere unter Ultraschall- und Röntgenkontrolle über die Haut zunächst mit einer Nadel punktiert. Anschließend wird ein Endoskop eingeführt, mit dem die Nierensteine vor Ort zerkleinert und dann entfernt werden.
  • Die operative Steinextraktion im Rahmen einer offenen Operation oder Bauchspiegelung erfolgt nur noch in seltenen Fällen, wenn die anderen Behandlungsmethoden versagt haben oder nicht angewendet werden dürfen.

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Wie kann man Nierensteinen vorbeugen?

Zu den vorbeugenden Maßnahmen, die die Entstehung einer Nephrolithiasis verhindern können, gehört unter anderem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. So empfehlen Mediziner Menschen mit einem erhöhten Nierenstein-Risiko, täglich mindestens zwei Liter zu trinken, um die Stoffe im Urin zu lösen und die ableitenden Harnwege gut durchzuspülen. Darüber hinaus sollte Risikopatienten auf eine salz- und fettarme, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse achten und den Verzehr von tierischem Eiweiß möglichst vermeiden.

Wie sind die Heilungsaussichten?

Ein Nierensteinleiden nimmt in den meisten Fällen einen günstigen Verlauf. So werden die Nierensteine, insbesondere wenn sie einen Durchmesser von weniger als zwei Millimetern haben, in etwa 80 Prozent der Fälle von selbst mit dem Urin ausgeschieden. Dies dauert, je nach Größe der Nierensteine, etwa ein bis drei Wochen. Größere Nephroliten können in der Regel erfolgreich mit einer der genannten Behandlungsmethoden entfernt werden. Allerdings bekommt etwa die Hälfte der Betroffenen irgendwann erneut Nierensteine. Das Risiko erneuter Nierensteine lässt sich jedoch durch die vorbeugenden Maßnahmen auf ein Minimum reduzieren.