Häufiger Harndrang: Spezialisten und Informationen

14.08.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Man spricht von häufigem Harndrang, wenn man mehr als sechs mal täglich oder zwei mal in der Nacht das Bedürfnis hat, die Blase zu leeren. Man unterscheidet zwei verschiedene Formen. Für die Behandlung ist die Identifizierung der Ursache notwendig. Dabei kann das Führen eines Miktionstagebuchs helfen.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie Spezialisten für vermehrten Harndrang.

ICD-Codes für diese Krankheit: R35

Empfohlene Spezialisten bei vermehrtem Harndrang

Artikelübersicht

Definition: Was versteht man unter häufigem Harndrang?

Der in den Nieren gebildete Urin sammelt sich in der Harnblase, bis diese voll ist. Sie fasst etwa 0,4 bis 0,5 Liter. Bei sich füllender Harnblase entsteht das natürliche Bedürfnis, die Blase zu leeren - der Harndrang. Im Normalfall tritt dieser natürliche Harndrang bei einem erwachsenen Menschen

  • bis zu sechsmal am Tag und
  • maximal zweimal in der Nacht

auf.

HarndrangMan spricht von häufigem Harndrang, wenn die Blase mehr als sechs mal am Tag oder zwei mal in der Nacht drückt © Satjawat | AdobeStock

Die normale tägliche Urinproduktion und -ausscheidung hängt von der Flüssigkeitszufuhr ab. Bei einer Trinkmenge von 2 Litern am Tag beläuft sie sich auf etwa 1,5 Liter.

Übersteigt die tägliche Urinmenge einen Wert von mehr als 2 bis 3 Liter am Tag, spricht man von einer Polyurie. Das ist das Beschwerdebild einer krankhaft erhöhten Urinausscheidung.

Häufig scheiden Betroffene dann nur kleine Urinmengen aus

Prinzipiell kann man von einem krankhaft vermehrten Harndrang sprechen, wenn:

  • man nachts nicht mehr durchschlafen kann.
  • man tagsüber deutlich häufiger die Toilette aufsuchen muss als früher.
  • das Wasserlassen länger dauert als sonst.
  • man bemerkt, dass Harn nachträufelt.
  • nach dem Wasserlassen das Gefühl besteht, dass die Blase nicht vollständig entleert wurde.
  • man wiederholt einen plötzlichen und sehr starken Harndrang verspürt.

Formen des vermehrten Harndrangs

Mediziner unterscheiden beim krankhaften, vermehrten Harndrang zwischen zwei Formen:

  • Pollakisurie: Häufiger Harndrang, ohne dass dabei mehr Gesamturin pro Tag produziert und ausgeschieden wird. Stattdessen kommt es über den Tag verteilt zu einer gehäuften Entleerung kleiner Urinmengen.
  • Nykturie: Vor allem nachts vermehrter Harndrang, also mehr als zweimal.

Wieviele Menschen sind betroffen?

Von vermehrtem Harndrang sind vor allem Männer ab dem 50. Lebensjahr betroffen. So klagt etwa jeder dritte Mann über 50 über häufigen und nächtlichen Harndrang.

In den meisten Fällen ist dieser vermehrte Harndrang ein Anzeichen für den Beginn einer gutartigen Prostatavergrößerung. Sie kann bereits ab dem 30. Lebensjahr im Zuge des natürlichen Alterungsprozesses einsetzen.

Was sind die Ursachen für vermehrten Harndrang?

Ein krankhaft häufiger Harndrang kann unterschiedliche Ursachen haben.

Bei nur gelegentlichem häufigem Harndrang sind das etwa

  • übermäßige Flüssigkeitszufuhr,
  • übermäßiger Alkohol- oder Kaffeekonsum oder
  • die Einnahme entwässernder Medikamente – sogenannter Diurtika (umgangssprachlich "Wassertabletten").

Darüber hinaus können auch psychische Belastungen und Stress die Ursache für vermehrten Harndrang sein.

Tritt der vermehrte Harndrang längerfristig auf, ist das häufig ein Anzeichen auf eine andere zugrundeliegende Erkrankung. Zu den Krankheiten, die einen vermehrt auftretenden Harndrang verursachen können, gehören unter anderem

Auch schwache Beckenbodenmuskulatur kann einen verstärkten Harndrang zur Folge haben. Geburten oder Übergewicht können die Beckenbodenmuskeln schwächen.

Für einen Harndrang, der vor allem nachts, also im Liegen, vermehrt auftritt, kann

  • eine Blasenentzündung oder
  • eine gutartige Prostatavergrößerung (Prostatahypertrophie)

verantwortlich sein. Als Ursachen für einen vermehrten Harndrang ohne erhöhte Urinbildung und -ausscheidung (Pollakisurie) kommen

in Frage.

Wie wird ein vermehrter Harndrang abgeklärt?

Für eine geeignete Behandlung muss der Arzt zunächst abklären, welche Erkankung bzw. Ursache den häufigen Harndrang verursacht. Dazu erfolgt zunächst ein Anamnesegespräch, während dem der Arzt den Patienten zu den Beschwerden befragt. Das kann etwa so aussehen:

  • Wann und in welchen Situationen tritt der Harndrang auf?
  • Tritt der Harndrang nur nachts oder auch tagsüber auf?
  • Wie oft tritt der Harndrang auf?
  • Ist die täglich ausgeschiedene Urinmenge gestiegen?
  • Was haben Sie zuvor gegessen oder getrunken?
  • Welche Medikamente haben Sie zuvor eingenommen?

Zudem kann ein Miktatonstagebuch bei der Bestimmung der Ursachen helfen. Im Miktionstagebuch dokumentiert der Betroffene, wann und in welchen Situationen der Harndrang auftrit.

Darüber hinaus ist zur Diagnose von vermehrtem Harndrang eine Blut- und Urinuntersuchung sinnvoll. Dabei werden unter anderem die Blutzuckerwerte, die Elektrolytekonzentrationen und die Kreatinwerte bestimmt.

Auch bildgebende Verfahren, wie

können bei der Diagnose von häufigem Harndrang zum Einsatz kommen.

Wie sieht die Behandlung bei häufigem Harndrang aus?

Die Behandlung von krankhaft vermehrtem Harndrang hängt davon ab, welche Ursachen dem Harndrang zugrunde liegen. Wird häufiger Harndrang durch eine andere Grunderkrankung verursacht, ist es notwendig, gezielt die jeweilige Grunderkrankung zu behandeln.

Liegen keine organischen Ursachen vor, kann unter Umständen ein Blasentraining weiterhelfen. Dabei versucht der Betroffene, den Harndrang bewusst zu unterdrücken bzw. zu regulieren. So kann er die Harnblase nach und nach wieder an größere Füllmengen gewöhnen.

Psychisch bedingter Harndrang kann mit einer Psychotherapie oder auch mit Entspannungstechniken behandelt werden. Mögliche Therapien sind etwa

  • autogenes Training oder
  • progressive Muskelentspannung.

Medikamente gegen vermehrten Harndrang

Zur Behandlung von vermehrtem oder nächtlichem Harndrang stehen auch einige wirksame Medikamente aus der Apotheke zur Verfügung. Mit deren Hilfe können Betroffene den Harndrang vermindern, unterdrücken bzw. wieder besser kontrollieren.

Hierzu gehören unter anderem

  • die sogenannten Anticholinergika und Spasmolytika, die die Kontraktionsbereitschaft der Blasenmuskulatur herabsetzen, oder
  • Wirkstoffe aus Sägepalmenfrüchten und Brennesselwurzeln, die sowohl den Harndrang reduzieren als auch die Kontrolle über den Harndrang verbessern.

Für Männer bietet sich außerdem die Einnahme von Alphablockern, die die Muskelzellen der Prostata entspannen, an. Bei Frauen kann die Einnahme von Östrogenen helfen, den Harndrang zu unterdrücken.

Whatsapp Twitter Facebook Instagram YouTube E-Mail Print