Nierenzyste: eine in der Regel harmlose Erkrankung


Bei einer Nierenzyste handelt es sich um einen mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum in oder an der Niere. Eine einzelne Nierenzyste verursacht in der Regel keine Beschwerden und ist harmlos. Treten jedoch mehrere Zysten in der Niere auf, können sie unangenehme Schmerzen verursachen und erfordern eine Therapie. In diesem Fall wird von einer Zystenniere (polyzystische Nierenerkrankung) gesprochen.

Nierenzyste
Eine ca. 30 mm große Nierenzyste in computertomographischer Darstellung. Die Zyste ist auf den beiden unteren Bildern markiert und gut erkennbar

Nierenzysten treten bei Menschen unter 50 Jahren sehr selten auf. Die Häufigkeit von Nierenzysten steigt mit zunehmendem Alter.

Die Medizin unterscheidet vier verschiedene Typen von Nierenzysten (nach Bosniak):

  • Typ 1 und 2: Gutartig, verursachen fast nie Probleme und besitzen keine oder nur hauchdünne Wände. In seltenen Fällen wird eine solche Nierenzyste sehr groß und muss behandelt werden.
  • Typ 3: Die Niere besitzt eine unregelmäßige bzw. verdickte Wand. Da sie sich zu einer bösartigen Zyste entwickeln kann, sollte in jedem Fall eine chirurgische Maßnahme erfolgen.
  • Typ 4: Bösartige Erkrankung (Nierenkrebs).

Arztsuche

Ursachen für Nierenzysten

Für die zufällige Entstehung einzelner Nierenzysten sind keine speziellen Ursachen bekannt. Zystennieren sind in der Regel erblich bedingt und werden autosomal dominant vererbt. Gibt ein erkrankter Elternteil das defekte Gen statt des gesunden Gens weiter (Chance von 50%), leidet auch das Kind an der Erkrankung – egal, ob es zusätzlich ein gesundes Gen vom anderen Elternteil erhalten hat.

Autosomal-dominante Vererbung
Funktionsweise der autosomal-dominanten Vererbung. Der Gendefekt auf dem Chomosom ist in rot gekennzeichnet

Nierenzysten können sich auch durch langjährige Dialyse bilden.

Symptome bei einer Nierenzyste

Eine einzelne Nierenzyste bleibt oft ein Leben lang unbemerkt, da sie keine Beschwerden auslöst. Wenn eine Zyste sehr groß wird, kann sie Schmerzen in der Nieren- oder Bauchgegend verursachen. Darüber hinaus treten bei großen Zysten häufig Symptome wie Rückenschmerzen, Blut im Urin oder Bluthochdruck auf.

Bei Zystennieren sind folgende Symptome typisch:

  • Nierenschmerzen
  • Bluthochdruck
  • Blut im Urin
  • häufige Infekte der Harnwege
  • Darmdivertikel (Ausstülpungen)
  • Zysten in anderen Organen (z.B. Leber, Milz)
  • Aneurysmen (Erweiterungen von Blutgefäßen)
  • Herzklappenfehler (selten)

Je größer die Nierenzysten sind, desto stärker sind die Beschwerden ausgeprägt.

Diagnose einer Nierenzyste

Einzelne Nierenzysten ohne Beschwerden werden meist nur zufällig entdeckt. Der Arzt kann die Größe und den Typ der Zyste mithilfe bildgebender Verfahren wie Ultraschall (Sonographie) und seltener Computertomografie (CT) oder Röntgenuntersuchungen bestimmen. Bei Nierenzysten des Typs 3 oder 4 wird eine Computertomografie mit Kontrastmittel eingesetzt, um einen bösartigen Tumor auszuschließen. Eine Nierenspiegelung (Renoskopie) gibt zusätzlich Aufschluss darüber, ob es sich um einen Nierentumor handelt. Auch Blut- und Urinuntersuchungen sind hilfreiche Methoden, die mögliche Harnwegsinfektionen und eine eingeschränkte Nierenfunktion anzeigen können.

Behandlung der Nierenzyste

Die Therapie einer Nierenzyste ist davon abhängig, wie groß die Zyste ist und ob sie Beschwerden verursacht. Einzelne harmlose Nierenzysten bedürfen normalerweise keiner Behandlung.

Eine ursächliche Therapie der Zystennieren ist bisher nicht möglich. Die Behandlung zielt daher auf die Linderung der Symptome ab:

  • blutdrucksenkende Medikamente bei hohem Blutdruck: Da ein zu hoher Blutdruck die Niere zusätzlich belastet, ist eine regelmäßige Kontrolle des Drucks bei Nierenzysten sehr wichtig
  • gesunder Lebensstil: Patienten sollten zum Beispiel auf das Rauchen verzichten, Übergewicht vermeiden und eine salzarme Ernährung anstreben
  • Antibiotika bei Harnwegsinfektionen

Ist eine einzelne Zyste so groß, dass sie Nierengewebe verdrängt, ist eine operative Entfernung oder eine Punktierung möglich. Bei einer Punktion saugt der Arzt die Flüssigkeit aus der Zyste mithilfe einer dünnen Hohlnadel ab. Die entleerte Zyste verklebt er im Anschluss mittels einer Chemikalie. Diese minimal-invasive Methode hat den Vorteil, dass keine Schnitte notwendig sind, allerdings kehren die Nierenzysten oft zurück.

Arztsuche

Eine weitere minimal-invasive Methode zur Entfernung der Nierenzysten sieht vor, die Zystenwand über nur wenige Millimeter große Schnitte abzutragen. Um ein Wiederkehren der Zysten zu verhindern, werden die verbliebenen Ränder der Zyste mit elektrischem Strom verödet.

Ist die Nierenfunktion zu stark durch die Nierenzysten beeinträchtigt oder versagen die Nieren ganz, muss die Blutreinigung mithilfe einer Dialyse erfolgen. Längerfristig ist in diesem Fall eine Nierentransplantation notwendig.