Nephritisches Syndrom


Der Begriff nephritisches Syndrom kennzeichnet einen Komplex von vielschichtigen Krankheitsbildern, die bei Schädigungen der Glomeruli (Nierenkörperchen) auftreten können.

Das nephritische Syndrom selbst ist keine Krankheit, sondern eine Bezeichnung für mögliche Probleme, die im Zusammenhang mit einer gestörten Nierenfunktion stehen.

Anatomie der Niere

Symptome des nephritischen Syndroms

Ein nephritisches Syndrom liegt vor, wenn drei Symptome vorhanden sind:

  • Hämaturie (Blut im Urin)
  • Hypertonie (Bluthochdruck – neu aufgetreten)
  • Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe der Unterhaut)

Weiterhin können auftreten:

  • Proteinurie (Eiweiß im Urin)
  • geschwollenes Gesicht
  • Flankenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • epileptische Anfälle
  • Lungenödem
  • Luftnot

Arztsuche

Die Hämaturie nimmt unter allen Symptomen einen zentralen Platz ein. Die roten Blutkörperchen sind im Urin entweder sichtbar oder werden im Rahmen einer Untersuchung im Labor nachgewiesen. Zusätzlich kommt es zur Ausscheidung von Eiweißen über den Urin (Proteinurie). In beiden Fällen bleibt dies von Betroffenen gelegentlich unbemerkt.

Von einem nephritischen Syndrom spricht man jedoch erst dann, wenn Bluthochdruck und Ödeme (Wassereinlagerungen) hinzukommen. Letztere zeigen sich im Anfangsstadium in erster Linie an den Augenlidern, wodurch das Gesicht der Betroffenen angeschwollen wirkt.

Weitere Symptome sind Flankenschmerzen sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Liegt eine schwerwiegende Störung des Elektrolythaushalts vor, kann es zu epileptischen Anfällen kommen. Ist der Bluthochdruck stark ausgeprägt, zieht dies oftmals Luftnot und Lungenödeme nach sich.

Eine gefährliche Komplikation beim nephritischen Syndrom besteht in einer massiven Verschlechterung der Nierenfunktion. Diese kann sich infolge einer beidseitigen Entzündung der Nieren unter Beteiligung der Nierenkörperchen innerhalb weniger Tage entwickeln. Im schlimmsten Fall kommt es zum akuten Nierenversagen.

Ursachen

Verantwortlich für das nephritische Syndrom sind zumeist Entzündungen der Nierenkörperchen, oftmals nach einer Streptokokkeninfektion. Auch die Lupus-Nephritis, eine Autoimmunerkrankung, kann eine Entzündung auslösen.

Diese krankhaften Veränderungen sind sehr vielfältig und hinsichtlich ihrer Ursachen noch nicht völlig erforscht. Daher können bislang keine konkreten Risikofaktoren für die Entstehung der Erkrankung festgestellt werden. Eine wichtige Rolle spielen jedoch immer wieder Autoimmunerkrankungen, wie die Lupus-Nephritis oder auch der Lupus erythematodes, die Schmetterlingsflechte. Diese betrifft zunächst nur die Haut, kann aber auf andere Organe übergreifen, darunter auch auf die Nieren.

Bei der postinfektiösen Entzündung der Nierenkörperchen kommt es einige Wochen nach einem Infekt mit dem Bakterium Streptococcus pyogenes, das oft eine Mandelentzündung hervorruft, aufgrund fehlerhafter immunologischer Prozesse im Körper zum Auftreten von Nierenproblemen. Dabei befallen nicht die Bakterien selbst die Niere, sondern Antigen-Antikörper-Komplexe (Immunkomplexe), die nach bereits ausgestandener Infektion nochmals Proteine, die den Bakterien ähneln, angreifen. Dadurch werden die kleinsten Gefäße der Niere in den Glomeruli verstopft. Durch den Rückstau des Blutflusses in den Nierenkörperchen erhöht sich der Blutdruck, in der Folge werden Blutkörperchen in den Urin abgepresst. An anderen Körperstellen tritt Wasser aus den gestauten Gefäßen aus und es bilden sich Ödeme.

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt anhand der drei Leitsymptome Hämaturie, Ödeme und Hypertonie sowie weiterer klinischer Aspekte, wie zum Beispiel Flankenschmerzen. Nach einer ausführlichen Anamnese (Gespräch über die medizinische Vorgeschichte des Patienten), bei der etwa nach einer vorausgegangenen Mandelentzündung gefragt wird, folgt die körperliche Untersuchung.

Dabei wird festgestellt, ob Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) vorhanden sind. Wesentliche Bedeutung kommt auch der Blut- und Urinuntersuchung zu. Eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung kann das Krankheitsgeschehen sichtbar machen und nähere Aufschlüsse über die Ursachen geben. Bei schweren oder nicht einzuschätzenden Verläufen des nephritischen Syndroms ist es notwendig, eine Gewebeprobe aus der Niere im Rahmen einer Nierenbiopsie zu entnehmen.

Behandlung des nephritischen Syndroms

Die Therapie des nephritischen Syndroms erfolgt im Hinblick auf die damit verbundenen Symptome. Bluthochdruck sowie eine daraus resultierende Proteinurie werden mit blutdrucksenkenden Medikamenten, sogenannten ACE-Hemmern, behandelt.

Bei Anzeichen von Wassereinlagerungen wird eine strenge Diät mit Salz- und Flüssigkeitsentzug verordnet. Zusätzlich können harntreibende Mittel (Diuretika) zum Einsatz kommen. Betroffene müssen ferner eine eiweißarme Kost einhalten, darüber hinaus werden körperliche Schonung und Bettruhe empfohlen.

Beim nephritischen Syndrom ist es wichtig, die Blutwerte, vor allem das Kreatinin, regelmäßig zu kontrollieren. Der Kreatinin-Wert im Blut gibt Aufschluss über die Funktionsfähigkeit der Nieren. Ein Anstieg dieses Blutwertes ist ein Hinweis auf ein beginnendes Nierenversagen.

Sollte ein Streptokokkeninfekt Ursache für das nephritische Syndrom sein, wird eine vorbeugende Behandlung mit dem Antibiotikum Penicillin über einen Zeitraum von zehn Tagen angeordnet.

Arztsuche

Kann einem nephritischen Syndrom vorgebeugt werden?

Da die Ursachen für das Entstehen der komplexen Symptomatik noch nicht vollständig erforscht beziehungsweise Autoimmunerkrankungen dafür verantwortlich sind, gibt es keine konkreten Maßnahmen zur Vorbeugung. Patienten mit einem nephritischen Syndrom sollten in regelmäßigen Abständen Nachuntersuchungen durchführen lassen.