Andrologie – das männliche Pendant zur Gynäkologie


Ein medizinischer Zweig, der unter anderem mit der Urologie in enger Verbindung steht, ist die Andrologie. In diesem speziellen Feld der Medizin befassen sich die Ärzte in erster Linie mit der Fortpflanzungsfunktion des Mannes – aber auch mit den Störungen, die damit einhergehen können. Auch ältere Männer stehen bei der Andrologie mit ganz eigenen Themen im Fokus.

David von Michelangelo
Der David des Michelangelo als „Idealbild“ des Mannes

Bei Frauen ist das vergleichbare Pendant die Gynäkologie. Für sie ist der Gang zum Gynäkologen zur absoluten Normalität geworden. Der Gynäkologe ist für verschiedene Altersgruppen zuständig und beschäftigt sich unter anderem mit den Themen Verhütung, Kinderwunsch, Schwangerschaft und Krebsvorsorge. Männer jeden Alters gehen ihrerseits für bestimmte Vorsorgeuntersuchungen zu einem Urologen.

Was versteht man unter Andrologie?

Die Andrologie wird umgangssprachlich auch Männerkunde genannt. Bei dieser medizinischen Fachrichtung stehen verstärkt die Fortpflanzungsfunktionen sowie deren Störungen im Mittelpunkt des Interesses.

Die Andrologie ist ein interdisziplinäres Gebiet. Das bedeutet, dass im Rahmen der Männerkunde Ärzte aus verschiedenen Fachbereichen zusammenarbeiten. In dem Fall sind nicht nur Urologen, sondern auch Endokrinologen, Humangenetiker, Dermatologen oder Sexualmediziner beteiligt. Darüber hinaus können in bestimmten Fällen auch Onkologen, Virologen oder Mikrobiologen ihr Wissen einbringen.

Arztsuche

Wie sieht das Tätigkeitsfeld eines Facharztes für Andrologie aus?

In erster Linie untersucht ein Androloge den Hormonhaushalt eines Mannes. Sollte hier zum Beispiel ein Testosteronmangel vorliegen, kann dies

  • Probleme mit dem Knochenstoffwechsel
  • Störungen bei der Blutbildung
  • Libidostörungen
  • Stimmungsschwankungen oder allgemeine Stimmungsprobleme
  • Erektionsstörungen

hervorrufen.

Unter Erektionsstörungen leiden in Deutschland etwa sechs Millionen Männer. Die Dunkelziffer dürfte hierbei aber weitaus höher liegen, da die Betroffenen das Problem oft nicht benennen, sich schämen und daher den Gang zu einem Arzt vermeiden.

Ein besonderes Augenmerk in der Andrologie liegt auf der Behandlung von alternden Männern, da hier zusätzliche andrologische Krankheitsbilder auftreten können. Auch in der Forschung ist die Andrologie vertreten. Das Altern des weiblichen Körpers und die damit verbundenen Prozesse sind aber bisher wesentlich besser erforscht, als dies bei Männern der Fall ist.

Ein Facharzt für Andrologie kann aber neben der Forschung auch in anderen Bereichen tätig werden. So spielt im Praxisalltag die intensive Beratung des Patienten eine wichtige Rolle. Diese Beratung befasst sich unter anderem mit dem Thema Ernährung, da diese oft unmittelbar mit dem Gesundheitszustand eines Menschen in Zusammenhang steht. Forschungen zeigen, dass hier zwischen Männern und Frauen teils erhebliche Unterschiede bestehen.

Tätigkeitsfelder eines Facharztes für Andrologie im Überblick:

  • Ermittlung des Hormonhaushalts
  • Ermittlung von andrologischen Krankheitsbildern
  • eingehende Beratung
  • maßgeschneiderte Therapie

Andrologie und Urologie – worin liegt der Unterschied?

Viele Männer kennen selbstverständlich den Begriff des Urologen, während der Androloge oft noch ein Mysterium darstellt. Dies liegt in erster Linie daran, dass es eine allgemein bekannte Facharztausbildung zum Urologen gibt. Androloge wird man hingegen nur durch eine Zusatzqualifikation, die bestimmte Fachärzte, etwa Urologen, erwerben können.

Die Trennung der beiden Fachbereiche ist nicht ganz eindeutig. Wie bereits angesprochen, handelt es sich bei der Andrologie um ein interdisziplinäres Gebiet, in dem Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenarbeiten. Vereinfacht ausgedrückt gibt es zwischen Andrologie und anderen Bereichen viele gemeinsame Schnittstellen.

Grundsätzlich ist jedoch zu sagen, dass sich die Urologie eher mit den harnproduzierenden Organen befasst. Hinzu kommen weitere Bereiche wie etwa die Geschlechtsorgane, also Hoden, Penis und Prostata.

In der Andrologie dagegen liegen die Schwerpunkte sowohl auf den Gebieten Potenz, Fruchtbarkeit sowie den möglichen Störungen dieser Bereiche als auch die Themen, die speziell ältere Männer betreffen.

Arztsuche

Welchen Arzt sollte der Mann nun aufsuchen?

Im Grunde genommen machen Patienten nie etwas falsch, wenn sie bei entsprechenden „typisch männlichen“ Problemen einen Urologen aufsuchen. Sollte der Facharzt bei der Lösung oder Diagnose des Problems nicht weiterkommen, wird er ohnehin Kollegen aus der Andrologie, Endokrinologie oder Dermatologie – je nach Verdacht – hinzuziehen.

Wichtig ist in erster Linie, dass sich betroffene Männer überhaupt einem kompetenten Arzt anvertrauen, denn noch immer gehen vor allem Männer in vielen Fällen allzu stiefmütterlich mit ihrer Gesundheit um. Von daher ist ein gesundes Vertrauensverhältnis zum behandelnden Arzt von großer Wichtigkeit.

Wer den direkten Gang zum Urologen oder Andrologen scheut oder sich unsicher ist, der sucht zunächst am besten seinen Hausarzt auf. Dieser wird nach einer Untersuchung die weiteren Schritte einleiten und gegebenenfalls die Überweisung an einen Facharzt veranlassen.