Nierenkrebs (Nierenkarzinom): Bösartige Erkrankung der Niere



Mehr als 90 Prozent der Nierenkrebserkrankungen sind sogenannte Nierenkarzinome. Diese entwickeln sich aus den Zellen der harnführenden Nierentubuli (Nierenkanälchen). Die Zellen sind verändert, vermehren sich unkontrolliert und führen zu Wucherungen (Geschwülsten).

In Deutschland erkranken etwa 14.000 Menschen pro Jahr an einem Nierenkarzinom. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr.

Anatomie der Niere

Symptome bei Nierenkrebs

Nierenkrebs führt im Frühstadium selten zu Beschwerden. In 70 Prozent der Fälle entdeckt ein Arzt die Erkrankung daher zufällig im Rahmen einer Ultraschall-Routineuntersuchung. Die folgenden Symptome treten nicht immer auf und können bereits Spätsymptome sein:

  • Blut im Urin (Hämaturie)
  • Flankenschmerzen
  • tastbarer Tumor
  • Gewichtsverlust
  • Blutarmut
  • Fieber
  • erniedrigter oder erhöhter Blutdruck
  • Darmbeschwerden
  • Appetitverlust und Brechreiz
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit

Blut im Urin gilt hierbei als Leitsymptom aller Nierenkrebserkrankungen, da sämtliche Geschwülste der Niere früh zum Einbruch in das Nierenbecken neigen.

Arztsuche

Diagnose des Nierenkarzinoms

Besteht aufgrund der Anamnese (Krankengeschichte des Patienten) und der körperlichen Untersuchung der Verdacht auf eine Nierenkrebserkrankung, ist standardmäßig eine Blut- und Urinanalyse sowie eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) angezeigt.

Während der Harn auf Blutspuren kontrolliert wird, wird bei der Blutuntersuchung die Konzentration des Hormons Erythropoetin (Wachstumsfaktor für rote Blutkörperchen) bestimmt, da die erkrankten Nieren diesen Wachstumsfaktor vermehrt bilden.

Durch eine Ultraschalluntersuchung überprüft man die Nieren strukturell, um mit Nierenkrebs in Verbindung stehende Organveränderungen festzustellen. Im fortgeschrittenen Stadium kann zudem die Ausbreitung der Krebsgeschwulst bildlich dargestellt werden. Im Rahmen einer Metastasensuche (Auffinden von Absiedelungen der Geschwulst) werden zudem Knochen (Skelettszintigrafie), Lunge (Röntgenaufnahme des Brustraums) sowie Leber und Gehirn (Computertomografie) auf veränderte Zellen untersucht.

Gängige Untersuchungs- und Diagnosemethoden sind:

  • Computertomografie: Liefert die Ultraschalluntersuchung keine eindeutigen Befunde, kann zusätzlich eine Computertomografie zum Einsatz kommen. Sie ermöglicht eine genaue Darstellung der befallenen Niere sowie möglicher Absiedelungen der Geschwulst in Leber, Bauchspeicheldrüse und nahe gelegenen Lymphknoten.
  • Magnetresonanztomografie: Mit einer Magnetresonanztomografie lässt sich analog zur Computertomografie das Erkrankungsstadium feststellen. Liegen eine Kontrastmittelallergie oder eine Nierenschwäche vor, wird standardmäßig eine Magnetresonanztomografie durchgeführt.

Die Therapie von Nierenkrebs

Die Behandlungsmaßnahmen hängen maßgeblich vom Stadium der Krebserkrankung und dem Gesundheitszustand und Alter des jeweiligen Patienten ab. Generell stehen folgende Behandlungsmethoden zur Verfügung:

  • operative Entfernung der Geschwulst
  • Verschluss der Nierenarterie
  • zielgerichtete medikamentöse Therapie
  • Immuntherapie
  • Strahlentherapie

Zunächst wird die Geschwulst in aller Regel chirurgisch entfernt. Zumeist wird hierbei die gesamte betroffene Niere entnommen (Nephrektomie). Bei größeren Geschwülsten werden zusätzlich die Nebenniere und die angrenzenden Lymphknoten entfernt (radikale Nephrektomie). Kleinere Tumoren können oftmals durch eine minimale Öffnung in der Bauchdecke (sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie bzw. Laparoskopie) unter Erhalt der betroffenen Niere herausgeschnitten werden (Nierenteilresektion). Dieses Verfahren ist für den Patienten schonender.

Bei Patienten, die aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands nicht operiert werden können, wird dagegen häufig das zur Niere führende Hauptgefäß, die Nierenarterie, mithilfe eines kleinen Schwamms verschlossen (Embolisation). Durch die Unterbindung der Blutzufuhr soll das weitere Wachstum der Geschwulst verhindert werden.

Zielgerichtete Medikamente – sogenannte Tyrosinkinase-Inhibitoren – können bestimmte für den Krebsstoffwechsel bedeutende Wachstumsfaktoren hemmen und die Blutversorgung der Krebsgeschwulst unterbinden. Diese Maßnahme verlangsamt die Entwicklung der Krebsgeschwulst.

Da Krebszellen der Nieren beinahe strahlenunempfindlich sind, wird eine Strahlentherapie lediglich im fortgeschrittenen Stadium bei Absiedelungen von Krebszellen in den Knochen angewandt.

Eine Immuntherapie unterstützt das körpereigene Immunsystem bei der Bekämpfung der Krebszellen nach der operativen Entfernung der Primärgeschwulst. Sogenannte Zytostatika wie Interleukin-2 und Interferon alpha aktivieren die Abwehrzellen des eigenen Immunsystems und hemmen das Wachstum der Krebszellen.

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Prognose bei Nierenkrebs

Verlauf und Heilungschancen sind maßgeblich davon abhängig, in welchem Erkrankungsstadium die Krebserkrankung festgestellt wird.

Ist die Krebsgeschwulst auf die Niere beschränkt und kann diese vollständig operativ entfernt werden, liegt die Fünfjahresüberlebensrate bei etwa 70 Prozent. Fünf Jahre nach Behandlungsbeginn sind also noch 70 Prozent der Betroffenen am Leben.

Ist die Geschwulst zudem sehr klein, liegt die Fünfjahresüberlebensrate sogar bei 90 Prozent. Daher werden die Betroffenen im Rahmen der Nachsorge in den ersten beiden Jahren nach Abschluss der Therapie in dreimonatigen, im 3. und 4. Jahr in sechsmonatigen Abständen und anschließend bis zum 10. Jahr nach Therapieabschluss einmal jährlich auf ein mögliches Wiederauftreten des Krebses hin untersucht. Durch die regelmäßigen Ultraschall-Routineuntersuchungen werden die meisten Geschwülste bereits in einem frühen Stadium festgestellt.

Mit Fortschreiten der Erkrankung sinkt die Fünfjahresüberlebensrate auf 50 Prozent bei nicht mehr auf die Niere beschränkten Geschwülsten, die noch keinen Lymphknoten besiedelt haben. Ist ein Lymphknoten betroffen, beträgt die Fünfjahresüberlebensrate 20 Prozent. Hat die Geschwulst die die Niere umgebende Bindegewebsschicht durchbrochen, liegt die Rate bei 10 Prozent, bei Absiedelungen in entfernten Organen bei 5 Prozent.