Urolithiasis – Harnsteinleiden in Niere und Harnblase, Harnleiter oder Harnröhre



Mit Urolithiasis bezeichnet die Urologie die Bildung von Konkrementen (steinartigen Ablagerungen) in den harnableitenden Organen. Einige Harnsteine erreichen einen Umfang von mehreren Zentimetern. Häufig sind die kristallinen Gebilde nur reiskorngroß. Harnsteine sind Mischsteine und bestehen zu über 70 Prozent aus Kalziumsalzen, gefolgt von Harnsäure und anderen Substanzen. Tendenziell sind häufiger Männer betroffen als Frauen. Die Mehrheit der Patienten ist zwischen 30 und 60 Jahre alt. Laut Statistik ereilt jeden 25. Deutschen einmal im Leben ein Harnsteinleiden.

Einteilung der Urolithiasis

Im Rahmen der Diagnostik bezeichnet der Arzt die jeweilige Urolithiasis nach dem Fundort der Steine als

  • Blasensteine
  • Harnleitersteine
  • Harnröhrensteine
  • Nierensteine

Mit rund 97 Prozent am häufigsten betroffen sind Niere und Harnleiter. Der Rest von rund 3 Prozent verteilt sich auf Harnröhre und Harnblase.

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Symptome und Ursachen der Urolithiasis

Ist die Steinbildung ruhend, treten keine Beschwerden auf und die Urolithiasis bleibt ohne Diagnostik unentdeckt. Zu kolikartigen, an Geburtswehen erinnernden Schmerzen kommt es, wenn sich die Steine festsetzen und teilweise das umgebende Gewebe verletzen. Nicht selten entdeckt der Arzt die Urolithiasis im Rahmen einer Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung bei Blut im Urin und Verdacht auf Harnwegsinfektion.

Eindeutig zu benennende Ursachen, warum sich Harnsteine im Urin bilden, kennt die Medizin bislang nicht. Es gibt allerdings aus wissenschaftlicher Sicht eine Reihe von Risikofaktoren, die Nierensteine und Blasensteine sowie Harnleitersteine und Harnröhrensteine verstärkt entstehen lassen. So ist nach einhelliger Meinung der Fachmedizin die Urolithiasis den Zivilisationskrankheiten zuzurechnen: Bei Naturvölkern sind Harnsteinleiden so gut wie unbekannt. Als eine der Hauptursachen gilt eine zu eiweißreiche Ernährung zum Beispiel mit viel Fleisch und Wurst sowie Milchprodukten und Eiern.

Da sich die Steine chemisch-physikalisch unterschiedlich zusammensetzen, empfiehlt Ihnen der Arzt eine bestimmte Diät erst nach gründlicher Analyse des Steinmaterials. Andere mögliche Auslöser für die Steinbildung im Urin sind unter anderem

  • Stoffwechselstörungen,
  • Diabetes,
  • Übergewicht,
  • eine mangelnde oder falsche Flüssigkeitszufuhr (zu wenig Wasser, zu viel Fruchtsaft, Alkohol oder Kaffee)
  • sowie eine genetische (erbliche) Veranlagung.

Therapie der Urolithiasis

Bei einer beschwerdefreien ruhenden Urolithiasis mit kleinen Steinen sind keine tiefgreifenden therapeutischen Maßnahmen zu ergreifen. Eine Entfernung der Steine ist in einem solchen Fall nicht notwendig. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen empfehlen sich allerdings, sobald die Steine entdeckt sind.

Der Arzt wird Ihnen zudem raten, sich häufiger zu bewegen und eventuell den natürlichen Abgang der Steine medikamentös zu unterstützen. Zur Vorbeugung gegen eine erneute Harnsteinbildung empfiehlt sich im Einzelfall eine basisch-alkalische Diät mit reduzierter Zufuhr tierischer Proteine gegen Übersättigung des Urins mit Harnsäure.

Lösen größere Harnsteinleiden Koliken aus, entfernt der Arzt das Steinmaterial operativ. Unbehandelt kann eine Urolithiasis mit Koliken und inneren Verletzungen durch die wandernden oder blockierenden Steine eine schwere Harnwegsinfektion sowie Sepsis (Blutvergiftung) auslösen.

Vor einer OP stellt der behandelnde Urologe zunächst Fundort und Lage der Steine sowie ihre Größe und Zusammensetzung fest und ergreift die dem Steinmaterial angemessene Methode. Es gibt zudem auf Urolithiasis spezialisierte urologische Zentren, wo Ärzte die Harnsteine sowie Urin und Blut des Patienten gründlich analysieren und für die Diagnostik und Therapie auswerten.

Arztsuche

Verschiedene Methoden der operativen Entfernung oder schonenden Zertrümmerung

Für eine operative Harnsteinentfernung verfügt die Urologie grundsätzlich über zwei Methoden:

Bei endoskopischen Operationen entfernt der Arzt die Steine mittels eines eingeführten Endoskops (Gerät für Untersuchungen und Eingriffe im Körperinneren) aus Harnröhre oder Harnleiter, Harnblase oder Niere. Sehr große Steine sind minimalinvasiv über einen kleinen Hautschnitt zu entfernen.

Kleinere und vereinzelt vorkommende Steine lassen sich per ESWL (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie) von außerhalb des Körpers schonend durch die unblutig eindringenden Wellen zertrümmern. Der Organismus scheidet die zerkleinerten Harnsteine anschließend auf natürlichem Wege aus.

Welche Art der Therapie für Sie als Betroffener die optimale ist, hängt von Zustand und Lage sowie Zusammensetzung des Steinmaterials ab. Häufig bilden sich Harnsteine mehrfach neu und sind wiederholt zu entfernen.

Fazit zur Urolithiasis

Die Ursachen für das Harnsteinleiden Urolithiasis reichen von erblicher Veranlagung über Stoffwechselstörungen bis zu stark eiweißhaltiger Ernährung und Wassermangel. Ruhende Harnsteine lösen keine Beschwerden aus und lassen sich mit einer vom Arzt empfohlenen Diät oder Medikamenten behandeln. Kommt es zu hartnäckigen Koliken und reichen Medikamente für einen natürlichen Abgang nicht aus, sind die Steine operativ zu entfernen. Dabei führt der Arzt je nach Diagnostik eine endoskopische Operation oder ESWL (Zertrümmerung mit Stoßwellen) durch.