Bei einer Nierentransplantation wird in den Körper des Patienten die Niere eines Spenders verpflanzt. Diese Operation kommt bei Menschen infrage, deren eigene Nieren endgültig versagt haben. Da in einem gesunden Körper zwei Nieren vorhanden sind, kann eine davon auch als Lebendspende, also aus einem lebenden Organismus, verpflanzt werden.
Gründe für eine Nierentransplantation
Die Nieren sind lebenswichtige Organe. Sie reinigen das Blut von Giftstoffen und produzieren den Urin, mit dem die Schadstoffe aus dem Körper transportiert werden. Gleichzeitig regulieren die Nieren den Wasserhaushalt des Organismus. Bei einem Nierenversagen vergiftet sich der Körper selbst, was innerhalb kurzer Zeit zum Tod führt.
Ein Patient, dessen Nieren nicht mehr funktionieren, ist deshalb auf dauerhafte Dialysebehandlungen (maschinelle Blutreinigung) oder auf die Transplantation einer Spenderniere angewiesen. Da die Dialyse mehrmals pro Woche für mehrere Stunden durchgeführt werden muss und damit den Alltag des Patienten sehr stark einschränkt, ist eine Nierentransplantation meist das angestrebte Ziel. Zudem verbessert eine Transplantation die Lebenserwartung der Patienten.
Die Lage der Nieren (oben) und Harnwege im menschlichen Körper © Sebastian Kaulitzki / Fotolia
Nieren von verstorbenen oder lebenden Spendern
Die benötigten Nieren für eine Nierentransplantation stammen entweder von hirntoten Organspendern oder von Menschen im Umfeld des Patienten, die sich zu Lebzeiten eine der beiden Nieren entnehmen lassen.
Für eine postmortale Spenderniere (also die Niere eines hirntoten Spenders) gibt es eine lange Warteliste, sodass es oft viele Jahre dauert, bis eine passende Niere zur Verfügung steht.
Eine Alternative sind Lebendspenden, die allerdings nur unter bestimmten Umständen infrage kommen. Da die Nieren doppelt angelegt sind, ist es möglich, eine der Nieren zu entnehmen, ohne die Gesundheit des Spenders stark einzuschränken.
Eine solche Lebendspende wird in Betracht gezogen, wenn der Spender mit dem Empfänger eng verwandt ist oder eine andere enge Verbindung zu ihm hat. Um dies festzustellen und um finanzielle Interessen auszuschließen, entscheidet in Deutschland ein Ethik-Rat, ob die Transplantation stattfinden kann. Außerdem müssen die Blutgruppen von Spender und Empfänger verträglich und der Spender bei guter Gesundheit sein.
Da die Transplantation besser planbar ist und meist deutlich weniger lange Wartezeiten vorliegen, funktionieren Nieren von Lebendspendern in der Regel besser als Nieren eines verstorbenen Spenders.
Bei einer Lebendspende werden die Operationen von Spender und Empfänger gleichzeitig angesetzt, sodass die Niere ohne großen Zeitverlust transplantiert wird. Stammt eine Niere von einem verstorbenen Spender, vergeht deutlich mehr Zeit, bis der Patient benachrichtigt und die Transplantation angesetzt werden kann.
Das Operationsverfahren – Ablauf einer Nierentransplantation
Bei vielen Organtransplantationen wird das geschädigte Organ entnommen und durch das Spenderorgan ersetzt. Bei der Nierentransplantation verbleiben die nicht mehr funktionstüchtigen Nieren im Körper und die Spenderniere wird zusätzlich im Bereich des Beckens eingesetzt.
Der Operateur verbindet die Blutgefäße der Spenderniere mit den Beckengefäßen des Empfängers und näht den Harnleiter direkt an der Blase an. Sehr häufig nimmt die transplantierte Niere sofort die Arbeit auf und produziert Urin. In manchen Fällen müssen noch einige Dialysen durchgeführt werden, bis die Niere sich von der Operation ausreichend erholt hat.
Die Anbindung der Nieren an die Harnwege. 1: Niere. 2: Nierenbecken. 3: Harnleiter. 4: Blase. 5: Harnröhre
Das Leben nach einer Nierentransplantation
Nach einer Transplantation ist das Leben des Patienten deutlich selbstbestimmter, da er nicht mehr mehrmals pro Woche auf die belastenden Dialysebehandlungen angewiesen ist.
Allerdings erkennt der Körper ein transplantiertes Organ als „fremd“ und versucht es abzustoßen. Um dies zu verhindern, muss das Immunsystem des Patienten dauerhaft mit Medikamenten unterdrückt werden. Diese Immunsuppression macht den Körper anfällig für viele andere Erkrankungen, die in der Folge zum Problem werden können.
Wichtig sind deshalb eine gesunde Lebensweise und eine erhöhte Hygiene im Alltag. Dennoch sind Lebenserwartung und Lebensqualität von Patienten nach einer Nierentransplantation deutlich höher als bei Dialysepatienten.
Folgende Verhaltensweisen sind wichtig für Patienten nach einer Nierentransplantation:
- Der Patient muss regelmäßig seinen Nephrologen (Nierenspezialisten) aufsuchen, der die Funktion der Spenderniere überprüft und die Frühwarnzeichen für eine Abstoßung oder Infektion erkennen kann.
- Zusätzliche Medikamente und Nahrungsergänzungen (auch frei verkäufliche oder pflanzliche) müssen immer mit einem Arzt abgesprochen werden, um Wechselwirkungen mit den Immunsuppressiva zu vermeiden.
- Rauchen und Passivrauchen sind tabu, und zwar am besten schon während der Wartezeit auf das Spenderorgan.
- Die Küchen- und Körperhygiene erfordert einer besonderen Aufmerksamkeit, weil Mikroorganismen für immunsupprimierte Patienten gefährlich sein können.
- Bei zahnärztlichen Eingriffen ist häufig die vorbeugende Einnahme eines Antibiotikums erforderlich, um das Eindringen von Bakterien in die Blutbahn zu verhindern.
- Die Haltung von Haustieren muss im Einzelfall kritisch hinterfragt werden.
- Der Kontakt zu Patienten mit Infektionskrankheiten sollte möglichst vermieden werden.
- Sport und Bewegung sind wichtig, um den Körper gesund zu erhalten. Intensives Training muss allerdings mit dem Arzt abgesprochen werden.
- Da immunsupprimierte Patienten stärker zu Hauttumoren neigen, ist stets ein sehr guter Schutz vor Sonneneinstrahlung nötig.
Prognose und Erfolgschancen einer Nierentransplantation
Die Erfolgschancen einer Nierentransplantation sind gut: Nach einem Jahr arbeiten noch etwa 80 Prozent der transplantierten Organe. Eine Spenderniere kann zehn bis 15 Jahre, manchmal sogar deutlich länger, funktionieren. Diese Zeitangabe kann allerdings im Einzelfall deutlich abweichen und hängt stark vom Gesundheitszustand des Patienten ab.
Wenn die Niere irgendwann nicht mehr richtig arbeitet, muss der Patient sein Blut wieder regelmäßig durch eine Dialyse reinigen lassen. Gegebenenfalls kommt eine erneute Nierentransplantation infrage. Generell gilt aber: Patienten mit einer Transplantation leben meist länger als Dialysepatienten und haben außerdem eine höhere Lebensqualität und einen selbstbestimmteren Alltag.