Urostoma (Künstlicher Blasenausgang)


Das Urostoma – auch künstlicher Blasenausgang oder künstliche Harnableitung genannt – ist eine chirurgisch geschaffene Ausleitung des Urins durch die Haut. Ein künstlicher Blasenausgang kann entweder dauerhaft oder vorübergehend angelegt werden. Für die Durchführung der Operation zum Anlegen des Urostoma, der sogenannten Urostomie, stehen verschiedenen Methoden zur Auswahl: die Harnleiter-Hautableitung, das Conduit sowie die feuchte oder kontinente Colostomie.

Definition: Was ist ein Urostoma?

Der Begriff Urostoma leitet sich aus dem lateinischen Wort „Uro“ (für Harn) und dem griechischen Wort „Stoma“ (für Spalt, Mund, Öffnung) ab. Bei einem Urostoma handelt es sich also um eine operativ herbeigeführte Ausleitung des Urins durch die Bauchdecke an die Hautoberfläche, die die Kontinuitätserhaltung der Harnableitung zum Ziel hat.

Ein Urostoma wird auch als künstlicher Blasenausgang oder künstliche Harnableitung bezeichnet und kann sowohl dauerhaft als auch nur vorübergehend angelegt werden. Die entsprechende Operation zum Anlegen des Urostoma nennt man Urostomie. Neben dem Ileostoma (künstliche Ausleitung des Dünndarms) und dem Kolostoma (künstliche Ausleitung des Dickdarm) ist das Urostoma das am dritthäufigsten angelegte Stoma.

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Wann wird ein künstlicher Blasenausgang notwendig?

Das Anlegen eines Urostoma wird notwendig, wenn das harnableitende System nicht mehr richtig in der Lage ist, den Urin nach außen abzugeben, etwa nach einer Schädigung, Stilllegung oder Entfernung der Harnwege. Auch nach der operativen Entfernung der Harnblase ist die Anlage eines künstlichen Blasenausgangs unumgänglich.

Mögliche Gründe für eine Schädigung der Harnwege oder die Entfernung der Harnblase sind unter anderem gut- oder bösartige Geschwülste in der Harnblase oder im harnableitenden System, die den Abfluss des Urins be- oder verhindern, eine Verengung der ableitenden Harnwege, unfallbedingte Verletzungen sowie angeborene bzw. krankheitsbedingte Fehlbildungen oder Nervenschädigungen.

Wie wird ein Urostoma angelegt?

Zum Anlegen des künstlichen Blasenausgangs, auch Urostomie genannt, stehen prinzipiell vier verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung:

1. Urostoma mittels Harnleiter-Hautableitung

Bei der Harnleiter-Hautableitung – auch Ureterocutaneostomie genannt – werden je nach Erkrankung entweder beide Harnleiter einzeln liegend durch die Bauchdecke nach außen geleitet oder die beiden Harnleiter werden zuerst miteinander verbunden und dann nach außen geleitet. In den meisten Fällen werden die beiden Harnleiter erst zu einem einzigen Urostoma zusammengeführt und dann ausgeleitet. Hierfür wird, sofern einer der Harnleiter lang genug ist, der kürzere Harnleiter zunächst mit dem längeren verbunden. Damit das Urostoma sich nicht verengen bzw. vernarben und so den Abfluss des Urins behindern kann, muss der Harnleiter zudem mithilfe eines dünnen Katheters geschient, d.h. offen gehalten werden, werden. In regelmäßigen Abständen (etwa alle 6 bis 8 Wochen) ist ein Auswechseln dieses Katheters durch den Urologen notwendig.

Das Anlegen des künstlichen Blasenausgangs mittels Harnleiter-Hautableitung kann im Rahmen einer minimalinvasiven Operation durchgeführt werden und bietet sich für Patienten an, denen ein schwerer operativer Eingriff nicht zugemutet werden kann.

2. Künstlicher Blasenausgang mittels Conduit

Beim Conduit werden die beiden Harnleiter in ein kurzes, etwa 12 bis 15 cm langes Stück des Darm geleitet, das zuvor abgetrennt und stillgelegt wird. Hierfür wird der Darmabschnitt an einem Ende vom Chirurgen verschlossen, während das andere Ende des Darmabschnitts als Urostoma nach außen geleitet und in der Bauchdecke platziert wird. Das abgetrennte Darmstück dienst somit als künstliche Verbindung zwischen Harnleiter und Haut. Je nachdem, welcher Darmabschnitt für den künstlichen Blasenausgang verwendet wird, unterscheidet man zwischen Ileum-Conduit (bei Verwendung eines Krummdarmabschnittes) und Colon-Conduit (bei Verwendung eines Grimmdarmabschnittes).

Sogenannte Harnleiterschienen sorgen in der ersten Zeit nach dem operativen Anlegen des künstlichen Blasenausgangs mittels Conduit dafür, dass die inneren Nähte abheilen können und eine gleichmäßige Ausscheidung des Urins gewährleistet ist.

3. Urostoma mittels feuchter Colostomie

Das Anlegen eines künstlichen Blasenausgangs mittels feuchter Colostomie bietet sich an, wenn sowohl Blase als auch Rektum so stark geschädigt sind, dass sie entfernt werden müssen und somit als Ausscheidungsorgane komplett entfallen. Bei der feuchten Colostomie werden die beiden Harnleiter zunächst mit dem Colon (Grimmdarm) verbunden. Dieser wird dann doppelläufig über das Urostoma durch die Bauchdecke auf die Haut abgeleitet. Hier wird das Gemisch aus Urin und Stuhl von einem Beutel, der auf der Bauchdecke haftet, aufgefangen und daraus von Zeit zu Zeit entleert.

4. Urostoma mittels kontinenter Colostomie

Bei der kontinenten Colostomie wird aus Darmteilen ein inneres Urin-Reservoir (ein sogenannter Pouch) geschaffen, der als Ersatzblase fungiert. Diese Ersatzblase wird durch ein verschließbares Urostoma über eine Öffnung auf der Bauchdecke regelmäßig (alle 3 bis 4 Stunden, auch nachts) auf der Toilette mithilfe eines Katheters entleert. Je nachdem, welche Darmteile für den künstlichen Blasenausgang verwendet werden und welche Operationstechnik eingesetzt wird, spricht man von Kock-Pouch, Mainz-Pouch oder Indiana-Pouch.