Röntgenuntersuchung der Nieren und Harnwege (Urographie)


Eine Urographie ist eine Röntgenuntersuchung, bei der mit Hilfe von Kontrastmitteln der gesamte Harntrakt – also die Nieren, die Harnleiter und die Blase – dargestellt werden. Je nach Verabreichungsform des Kontrastmittels wird zwischen einer Ausscheidungsurographie (Verabreichung über eine Vene) und einer retrograden Urographie (Verabreichung über einen Katheter) unterschieden. Zu den Erkrankungen und Beschwerden, die sich mithilfe dieser Untersuchung abklären lassen, zählen unter anderem Nieren- und Blasensteine, Tumorerkrankungen des harnableitenden Systems und angeborene Fehlbildungen.

Definition: Was ist eine Urographie?

Bei einer Urographie handelt es sich um eine kontrastmittelgestützte Röntgenuntersuchung zur Darstellung des kompletten harnableitenden Systems von den Nieren über die Harnwege bis zur Harnblase. Als Kontrastmittel kommen dabei in der Regel Iod-haltige Arzneimittel zum Einsatz. Je nachdem, wie der Arzt dieses Kontrastmittel dem zu untersuchenden Patienten verabreicht, lassen sich zwei Arten unterscheiden: die Ausscheidungsurographie und die retrograde Urographie.

Bei der Ausscheidungsurographie wird das Kontrastmittel als Injektion oder Infusion über eine Vene in die Blutbahn geleitet und anschließend über die Nieren, Harnleiter, Blase und Harnröhre wieder ausgeschieden. Bei der retrograden Urographie wird das Kontrastmittel dagegen über einen Katheter direkt in die zu untersuchenden Organe, also die Blase, die Harnleiter und das Nierenbecken gefüllt. Während bei der retrograden Urographie lediglich eine morphologische Untersuchung der Form und Struktur der harnableitenden Organe möglich ist, kann bei der Ausscheidungsurographie teilweise auch die Funktion der ableitenden Harnwege untersucht werden.

Urographie der Nieren und Harnwege
Die Lage der Nieren und Harnwege im menschlichen Körper © Sebastian Kaulitzki / Fotolia

Wann wird eine Urographie durchgeführt?

Indikationen für die Durchführung einer Urographie

Eine kontrastmittelgestützte Röntgenuntersuchung des Harntraktes ermöglicht es, die inneren Konturen der Nieren, des Nierenbeckens, der Harnleiter und der Blase darzustellen. Folgende Symptome und Beschwerden lassen sich auf diese Art unter anderem abklären:

Mithilfe der Urographie können dann unter anderem die folgenden Erkrankungen des harnableitenden Systems eindeutig diagnostiziert werden:

  • Nierensteine oder Blasensteine
  • bösartige Tumorerkrankungen der Nieren oder Harnwege wie Nierenkrebs oder Harnblasenkrebs
  • Verengungen in den Nieren oder Harnwegen
  • Angeborene Fehlbildungen der Harnleiter oder Nieren
  • verletzungsbedingte Risse im Nierenbecken

Kontraindikationen für die Durchführung einer Urographie

Die Untersuchung sollte nicht durchgeführt werden, wenn der Patient an einer bekannten Jodüberempfindlichkeit oder an einer Schilddrüsenüberfunktion leidet. In diesem Fall würde das im Kontrastmittel enthaltene Jod zu Komplikationen führen. Darüber hinaus können auch Nierenfunktionsstörungen oder eine Herzmuskelschwäche gegen diese Untersuchung sprechen. Der Arzt muss in diesem Fall individuell das Risiko und den Nutzen der Untersuchung abwägen. Das gleiche gilt für die Durchführung einer Urographie bei schwangeren Frauen.

Arztsuche

Vorbereitung auf eine Urographie

Im Vorfeld der Untersuchung sollte der Patient den Arzt über eingenommene Medikamente, frühere Operationen und bekannte Allergien gegen Kontrastmittel oder andere Substanzen informieren, um möglichen Komplikationen vorzubeugen. Für eine Ausscheidungsurographie muss der Patient nüchtern sein. Deshalb sollte er mindestens drei Stunden vor der Untersuchung nichts mehr essen und trinken. Zu einer retrograden Urographie muss der Patient nur dann nüchtern erscheinen, wenn die Untersuchung unter Narkose durchgeführt wird. Gegebenenfalls kann es notwendig sein, zur Vorbereitung auf die Untersuchung ein Abführmittel oder Mittel gegen Blähungen einzunehmen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass die Sicht auf das Harnsystem durch geblähte Darmschlingen verdeckt wird.

Vorgehen bei der Urographie

Im Rahmen der Untersuchung werden durchschnittlich drei bis vier Röntgenaufnahmen des Bauchraumes zu verschiedenen Zeiten durchgeführt, meist während der Patient auf dem Rücken liegt. Die erste Röntgenaufnahme erfolgt, ehe das Kontrastmittel verabreicht wurde. Weitere Röntgenaufnahmen folgen etwa 3 bis 10 Minuten sowie 20 Minuten nach der Kontrastmittelgabe. Eine weitere Aufnahme wird angefertigt, wenn das Kontrastmittel aus dem Harntrakt ausgeschieden wurde (Ausscheidungsurographie) bzw. abgelaufen ist (retrograde Urographie).

Bei der Ausscheidungsurographie injiziert der Arzt das wasserlösliche, jodhaltige Kontrastmittel über eine Vene in den Arm des Patienten oder verabreicht es als Infusion in den Blutkreislauf. Von dort gelangt es über die Blutbahn zur Niere und wird von dort über Harnleiter, Blase und Harnröhre ausgeschieden. Bei der retrograden Urographie wird ein Katheter durch die Harnröhre in die Blase eingeführt und über diesen Katheter anschließend das Kontrastmittel direkt in die zu untersuchenden Organe (Harnröhre, Blase, Harnleiter und Nierenbecken) gefüllt.

Mögliche Komplikationen und Risiken der Untersuchung

Zu den möglichen Komplikationen einer Urographie gehören Verletzungen der Harnröhre, der Blase, des Harnleiters und der Niere. Diese können etwa durch den Katheter, der bei der retrograden Urographie eingeführt werden muss, oder durch den Druck des Kontrastmittels entstehen. Darüber hinaus kann es bei der Ausscheidungsurographie zu Schäden, Infektionen oder Narben an der Einstichstelle und Vene kommen, in die das Kontrastmittel gespritzt wurde.

Mitunter kann die Nierenfunktion nach der Untersuchung vorübergehend beeinträchtigt sein. Schwerwiegende Schäden der Nieren sind aber sehr selten. Zudem ist es möglich, dass der Patient allergisch auf das eingespritzte Kontrastmittel reagiert. Nur in seltenen Fällen kommt es jedoch durch eine solche allergische Reaktion zu lebensbedrohlichen Komplikationen oder Schäden an wichtigen Organen.